Die Uhrenmarke Hanhart steht seit über 140 Jahren für robuste, präzise und technisch innovative Zeitmesser. Vor allem in den Bereichen Fliegeruhren, Chronographen und militärisch inspirierte Modelle hat sich das deutsche Unternehmen einen legendären Ruf erarbeitet. Dieser Glossarbeitrag beleuchtet die faszinierende Geschichte, die technischen Meilensteine und die bekanntesten Modelle des Herstellers – perfekt für Uhren-Nerds, die sich für funktionale Mechanik und historisches Erbe begeistern.
Die Geschichte von Hanhart: Von der Schweiz nach Deutschland
- Gründung und frühe Jahre (1882–1930)
Im Jahr 1882 gründete der Schweizer Kaufmann Johann A. Hanhart das Unternehmen in Diessenhofen (Schweiz) und handelte zunächst mit Uhren und Zubehör. 1902 verlagerte er den Sitz nach Schwenningen im Schwarzwald, dem damaligen Zentrum der deutschen Uhrenindustrie. 1924 begann Hanhart mit der eigenen Produktion von preisgünstigen Taschen- und Armbanduhren. - Die Ära der Chronographen (1930–1945)
1938 revolutionierte Hanhart den Markt mit dem Tachy Tele, einem der ersten erschwinglichen Chronographen mit Stoppfunktion und Tachymeter-Skala. 1939 folgte der Fliegerchronograph Kaliber 40 für die deutsche Luftwaffe – ein Meilenstein mit rot lackiertem Rückstellknopf, der später zum Markenzeichen wurde. 1942 entstand das Modell 417 ES, ein robuster Chronograph für Militärpiloten mit dem hauseigenen Werk Kaliber 41. - Nachkriegszeit und Wiederaufstieg (1945–1990)
In den 1950er-Jahren produzierte Hanhart den Primus, einen präzisen Pilotenchronographen mit asymmetrischem Design, der später Kultstatus erlangte. Die 1970er brachten eine Krise durch die Quarzwelle – Hanhart konzentrierte sich auf Industrietechnik und medizinische Zeitmessgeräte. In den 1990ern erfolgte die Wiederbelebung der Uhrensparte nach der deutschen Wiedervereinigung. - Moderne Ära (2000–heute)
2013 wurde Hanhart von der Schweizer Hölstein Group (u. a. Besitzer von Mühle-Glashütte) übernommen. 2022 feierte das Unternehmen sein 140-jähriges Jubiläum mit limitierten Sondermodellen.
Hanhart Meilensteine im Überblick:
1882
Gründung
- Gründung durch Johann A. Hanhart in Diessenhofen (Schweiz).
- Produktionsstart von preisgünstigen Taschenuhren.
1902
Neuer Firmensitz
Verlegung des Firmensitzes nach Schwenningen (Deutschland).
1924
Erste Chrnographen
Einstieg in die Chronographen-Herstellung unter Leitung von Wilhelm Julius Hanhart.
1938
Neue Chronographen
- Entwicklung von Zwei-Drücker-Chronographen für militärische Zwecke.
- Vorstellung des ersten Fliegerchronographen mit rotem Stoppdrücker (später Markenzeichen).
1939
Einführung „Flyback“-Chronograph
Einführung des „Flyback“-Chronographen (Kaliber 40) für die Luftwaffe – präzise Stoppfunktion im Einsatz.
1940er Jahre
Uhren im Zweiten Weltkrieg
Lieferung von Stoppuhren und Chronographen für die Wehrmacht und Alliierten im Zweiten Weltkrieg.
1950er Jahre
Neue Modelle
- Produktion der Taschenchronographen „TachyTele“ für zivile Märkte.
- Etablierung als Hersteller von Sport- und Rennchronographen.
1962
Übernahm durch Haberer-Gruppe
Übernahme durch die Haberer-Gruppe, Fokus auf Präzisionszeitmessung für Industrie und Sport.
1980er Jahre
Wiederauflegung historischer Modelle
- Wiederauflegung historischer Modelle wie des „Fliegerchronographen“.
- Rückkehr zur mechanischen Uhrmacherei nach der Quarzkrise.
1997
Hanhart Relaunch
Relaunch der Marke Hanhart mit Limitierungen historischer Designs (z. B. „Original 1954“).
2008
Einführung „Primus-Serie“
Einführung der „Primus“-Serie – Hommage an den Flyback Chronograph der 1930er.
2013
Einführung Pioneer TwinDicator
Vorstellung des „Pioneer TwinDicator“ mit Doppelzeitanzeige und Retro-Design.
2020
Pioneer Stealth 2020
Start der „Pioneer Stealth 2020“-Edition mit modernem, schwarzen Design.
2022
140 Jahre Hanhart
140 Jahre Hanhart – Feier mit exklusiven Editionen und Rückbesinnung auf das Erbe.
Philosophie: Funktion vor Luxus
Hanhart steht für robuste Präzision und militärisches Erbe. Die Uhren sind bewusst technisch, minimalistisch und auf maximale Funktionalität ausgelegt. Typische Merkmale:
- Asymmetrische Drücker: Der rote Stoppknopf diente ursprünglich zur Vermeidung von versehentlicher Betätigung im Cockpit.
- Flieger-Details: Drehbare Lünetten mit 60-Minuten-Skala und matte Zifferblätter für bessere Ablesbarkeit.
- Made in Germany: Viele Modelle werden bis heute in Deutschland gefertigt, teils mit historisch inspirierten Werken.
Die bekanntesten Hanhart-Modelle im Überblick
1. Hanhart Primus (ab 1950)
- Historie: Der erste Nachkriegs-Chronograph für zivile und militärische Piloten.
- Design: 39-mm-Stahlgehäuse, schwarzes Zifferblatt mit Leuchtindexen, charakteristischer roter Reset-Knopf.
- Werk: Ursprünglich mit Hanhart-Kaliber 40, heute oft mit modifiziertem Sellita SW 510.
- Legende: Wird in Filmen wie „Der Untergang“ getragen und von Sammlern hoch gehandelt.
2. Tachy Tele (1938)
- Innovation: Erster bezahlbarer Chronograph mit Tachymeter- und Telemetermessung.
- Revival: 2018 als Tachy Tele 1938 Re-Edition mit historischem Design (Handaufzugswerk, Bakelit-Lünette).
3. Pioneer Stealth 2.0 (2020)
- Moderne Interpretation: Titan-Gehäuse, schwarze DLC-Beschichtung, Super-LumiNova®-Indexe.
- Technik: Automatikwerk HAN3911 (basierend auf Sellita SW 510) mit 48-Stunden-Gangreserve.
4. Racetimer (ab 2010)
- Motorsport-DNA: Inspiriert von historischen Rallye-Chronographen, mit Drehring für Geschwindigkeitsberechnungen.
- Highlight: Modell Racetimer GT in Kooperation mit Oldtimer-Rennställen.
5. Admiral (Taucheruhren)
- Funktion: Wasserdicht bis 300 m, einseitig drehbare Lünette, ultra-robustes Design.
- Klassiker: Admiral 40 mit orange akzentuiertem Zifferblatt.
Technische Highlights
- Proprietäre Werke: Historische Kaliber wie das Kaliber 40 (Handaufzug) oder moderne Weiterentwicklungen wie HAN 3313.
- Materialien: Verwendung von antimagnetischem Nivarox-Stahl und Saphirglas mit entspiegelter Beschichtung.
- Testing: Militärische Standards (z. B. Stoßfestigkeit, Temperaturresistenz).
Warum Hanhart für Uhrenthusiasten?
- Historische Authentizität: Viele Modelle basieren auf Original-Designs aus den 1940ern.
- Preis-Leistung: Hochwertige Mechanik zu moderaten Preisen (ab 1.500 € für Einsteigermodelle).
- Limitierte Auflagen: Sondereditionen wie die „Red Lion“-Serie oder das 140th Anniversary Modell sind begehrte Sammlerstücke.
Fazit
Hanhart verbindet wie kaum eine andere Marke deutsches Ingenieursknow-how mit einer lebendigen Geschichte. Ob der kultige Primus, der historische Tachy Tele oder moderne Titan-Varianten wie die Pioneer – die Uhren überzeugen durch Purismus, Robustheit und ein unverwechselbares Design. Für Sammler und Pilotenuhren-Fans ist Hanhart ein Muss im Portfolio.
Häufige Fragen zu Hanhart
Wo werden Hanhart-Uhren hergestellt?
Hanhart produziert Uhren in Deutschland (Hauptsitz in Gütenbach, Schwarzwald) und nutzt für bestimmte Modelle Schweizer Komponenten. Die Marke verbindet deutsche Ingenieurskunst mit Schweizer Präzision.
Wem gehört Hanhart?
Hanhart ist ein familiengeführtes Unternehmen und befindet sich seit seiner Gründung 1882 im Besitz der Hanhart-Familie. Die Marke bleibt unabhängig und legt Wert auf traditionelle Uhrmacherkunst.
Was ist die Geschichte der Hanhart 417?
Die Hanhart 417 ist ein legendärer Fliegerchronograph aus den 1950ern, entwickelt für militärische Piloten. Bekannt wurde sie durch ihre asymmetrische Tachymeter-Skala und rote Akzente – ein Designklassiker der Industriegeschichte.
Wird Hanhart in Deutschland hergestellt?
Ja, die Kernproduktion findet in Deutschland statt. Hanhart pflegt seit 1938 die Fertigung im Schwarzwald-Standort Gütenbach, wobei Schweizer Uhrwerke wie das Valjoux 7750 zum Einsatz kommen.
Welche Hanhart-Uhr trug Steve McQueen?
Steve McQueen trug in den 1960ern einen Hanhart PRIMUS Chronographen, erkennbar am charakteristischen rot-schwarzen Drehring. Dieses Modell prägte das Image der Marke als Hersteller robuster Sportchronographen.
Wer ist der CEO von Hanhart?
Aktueller Geschäftsführer ist Andreas Hanhart, ein direkter Nachkomme des Gründers. Er führt das Unternehmen seit den 2000er-Jahren und setzt auf die Verbindung von Tradition und modernem Design.